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2016

Ein kleines bisschen Sicherheit

Es war schon sehr spät. Ich weiß nicht mehr wie spät, aber lange nach Mitternacht.
Ich war völlig müde vom Tag, wollte eigentlich schlafen und du warst unruhig und bist in der Wohnung herum gelaufen weil du noch deine Gute-Nacht Zigarette gebraucht hast. Du hast zwar versucht mich schlafen zu lassen, aber ich wollte nicht alleine im Bett liegen. Also bin ich leise zu dir ins Wohnzimmer getapst und habe mich auf den Ledersessel dir gegenüber gesetzt. Du hast besorgt geguckt, aber dich irgendwie gefreut das ich da bin.
Dort haben wir etwas gesessen, den Geräuschen draußen gelauscht und über Belangloses geredet bis du die Zigarette fertig gedreht hattest und gehen wolltest. Ich bin dann wieder zurück ins Schlafzimmer um mir etwas überzuziehen. In meiner völlig verschlafenen Art habe ich mir dann einfach meine normalen Sachen über die Schlafkleidung gezogen, was zwar unbequem aber möglich war.
Wir verließen die Wohnung und mir war schon nach ein paar Schritten trotz der zusätzlichen Schichten kalt in dem kleinen Karohemd. Ohne zu zögern legtest du mir deinen Pulli um die Schultern. Ich wollte ihn dir zurück geben mit der Begründung ich sei selbst schuld. Du wolltest es nicht hören und ich kuschelte mich etwas widerwillig rein weil mir wirklich kalt war. Wir machten leise Witze darüber das viele sagen das du nun den Pulli nie wiederbekommen würdest. Dich machte es zu nervös das die Straßen noch so befahren waren um normal zu reden.
Wir suchten uns einen Ort wo wir in Ruhe und unbeobachtet sitzen konnten. Liefen Straßen hoch und runter. Nur um bei einem meiner liebsten Verstecke wenige Meter von der Wohnung weg zu landen. Auch dort konntest du leider nicht entspannen wegen der Autos die hinter uns vorbei fuhren. Obwohl wir maximal Schatten für sie gewesen sind in unseren dunklen Sachen.
Trotz deiner sichtlichen Nervosität war dieser Augenblick für mich Ruhe, Vertrauen, ein kleines bisschen Sicherheit. Du rauchend neben mir. Ich in deinem zu großen Pulli. Spät nachts bei der Post. Ein paar einzelne Sterne über uns. Gespräch in der kühlen Nachtluft. Du hast etwas nervös deine Zigarette fertig geraucht und wir sind dann witzelnd darüber wie kitschig das wirken könnte zurück gelaufen. Zurück in der Wohnung warf ich meine Kleidung wieder auf den Stuhl am Ende des Raumes und wir kuschelten uns zusammen um vielleicht noch vor Sonnenaufgang etwas schlafen zu können.
Ich muss wohl schnell eingeschlafen sein, den ab da habe ich keine Erinnerung mehr an den Tag. Ich weiß nur das ich nach viel zu kurzer Zeit neben dir aufgewacht bin und mir dachte das Leben kann gar nicht so schlecht sein wenn so jemand wie du so ruhig schlafen kann neben mir. Deinen Pulli hast du wie du weißt auch trotz aller Befürchtungen wiederbekommen.
Irgendwann wurdest auch du wach und wir blieben trotzdem gemütlich im Bett liegen im abgedunkelten Raum. Alberten herum. Krümmelten das Bett mit Chips voll und redeten über die Liebe, Beziehungen und alles was damit zusammen hängt bis wir die Wohnung schnell verlassen mussten.

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